Anita
Für die Bäuerin wurde der Nebenverdienst zum Brotjob
Von der Landwirtin zur Unternehmerin: Anita Zahnd begann vor 20 Jahren, im kleinen Rahmen Produkte von ihrem Hof zu verkaufen. Inzwischen hat ihr Hofladen «Anitas Burebrotstube» sieben Angestellte.
Es ist kaum noch vorstellbar: 1991 begann Anita Zahnd, an Campingtischen Brot, Eier und Kartoffeln vom eigenen Hof zu verkaufen. Heute, 20 Jahre später, ist der Kuhstall dem Verkaufsraum der «Burebrotstube» gewichen, und die Campingtische werden wieder für ihren ursprünglichen Zweck verwendet.
Das Schild «Frisches Brot» lockte ab 1991 viele Passanten an. Aufgrund der grossen Nachfrage baute Anita Zahnd das Sortiment laufend aus. Auch hausgemachte Teigwaren, Konfitüre und Gebäck hat sie verkauft. Auf «Anitas Burebrotstube» wurden bald auch die Landi, Käsereien, Metzgereien, Bäckereien, Lebensmittelläden und Direktvermarkter aus der Region aufmerksam. Seitdem beliefert Zahnd diese Geschäfte mit ihren Produkten.
«Irgendwann ging es mit den acht Campingtischen im Hausgang nicht mehr», sagt die 52-Jährige. So bauten Anita und ihr Ehemann Ernst Zahnd 1994 neben dem Bauernhof eine kleine Hütte für den Verkauf. Ernst Zahnd ist für die Büroarbeit des Hofladens zuständig.
Kuhställe werden umgebaut
Ein Bauernhaus für gewerbliche Zwecke umzunutzen ist heikel: Ein Anbau an die kleine Hütte wurde vom Kanton daher nicht bewilligt. Zwei Jahre mussten sie auf die Bewilligung für den Umbau der Ställe warten. 2001 entstand dann aus dem Kuhstall der Hofladen mit Backstube und Lager. Zahnds gingen aufs Ganze und verkauften die Kühe. «Neben der Arbeit für die Brotstube hätten wir uns sowieso nicht mehr um die Tiere kümmern können», erklärt Anita Zahnd. Heute gehören nur noch Felder mit Himbeeren, Brombeeren und Cassis zu Zahnds Bauernhof. Die Beeren werden direkt im Hofladen verarbeitet und verkauft.
Produkte aus der Region
Die ehemalige Bäuerin hat viele Ideen und nimmt immer wieder neue Produkte in den Verkauf auf. «Manchmal probiere ich mit einem misslungenen Teig etwas aus. Daraus kann später vielleicht etwas Neues entstehen», sagt Anita Zahnd. Unter der Woche bietet sie ein Tagesbrot an, von welchem sie täglich etwa 20 Stück verkauft. Am Freitag und Samstag wird das Brotangebot jeweils grösser: 200 bis 300 Züpfen und 100 bis 200 Brote werden in der Backstube hergestellt.
Neben den hausgemachten Produkten verkauft Anita Zahnd Produkte wie Beerenwein, Mehl und Äpfel von anderen Produzenten. «Bei der Ware, die wir beziehen, ist es mir wichtig, dass sie aus der Region stammt», erklärt Zahnd ihr Konzept. Zudem kommen die Produkte ohne Konservierungsstoffe aus. Die Kunden kaufen bei ihr etwas Spezielles ein, den Grosseinkauf erledigen sie normalerweise nicht bei ihr. Das breite Angebot lohnt sich trotzdem: «Wir bieten nicht nur Kartoffeln und Eier an. Dadurch ist es für die Kunden interessanter, zu uns zu kommen.» So kommen unter der Woche zwischen zehn und zwanzig Besucher am Tag aus den Regionen Freiburg, Schwarzenburg und Bern nach Mittelhäusern. Am Freitag und Samstag sind es je hundert.
Viel Arbeit nötig
Der Arbeitsaufwand für «Anitas Burebrotstube» ist gross. Ein normaler Tag beginnt bereits frühmorgens. Als Zahnd noch eine traditionelle Landwirtin war, hatte sie weniger Arbeit als mit der «Burebrotstube». «Mein Interesse, etwas Neuartiges zu machen, war aber von Beginn an sehr gross.» Ferien hat die Gewerblerin nur ein paar Tage im Jahr. «Ohne gute Mitarbeiterinnen würde es nicht gehen», ist sich Anita Zahnd sicher. Sieben Frauen arbeiten Teilzeit in der Backstube, die jährlich einen Umsatz von 500000 Franken macht.
BZ Publiziert: 16.08.2011